Geschichte

Die Landesmusikakademie Rheinland-Pfalz wurde 1982 vom Landesmusikrat gegründet und zunächst als dezentrale Einrichtung betrieben. Im Sommer 2003 übernahm ein neu gegründeter gemeinnütziger Verein die Trägerschaft. Fast zeitgleich eröffnete Ministerpräsident Kurt Beck am 28. August 2003 die Landesmusikakademie in Neuwied-Engers als zentrale Fortbildungsstätte in Rheinland-Pfalz. Sie liegt unmittelbar am Rhein und in direkter Nachbarschaft zu Schloss Engers. Das sogenannte „Meisterhaus“, ebenso wie das Schloss im Besitz der Villa Musica, bildet die zentrale Wirkungsstätte der Akademie. Durch einen stetigen Ausbau des Kurs- und Weiterbildungsprogramms stieß die Akademie bald an die Grenzen ihrer räumlichen Möglichkeiten. So wurde auch aufgrund der hohen Nachfrage größerer Orchester und Musikensembles das Raumprogramm im Jahre 2010 deutlich erweitert. Mit der neuen Aula der Christiane-Herzog-Schule des Heinrich-Hauses steht außerhalb der Schulzeiten nun ein großer Orchesterprobenraum zur Verfügung. Er bietet mit einer Größe von 250 Quadratmetern und einer Hubbühne auch für größere Projekte Platz. Die Übernachtungskapazität wurde Ende 2010 mit der Fertigstellung des Neubaus Musikerhof von ca. 50 auf 81 Betten deutlich erweitert. Über Jahre lief so der Betrieb der Landesmusikakademie weiter. Seit Anfang 2023 jedoch gehören auch Räumlichkeiten des Schlosses, sowie das Gästehaus ,Residenz Schloss Engers’ zur Landesmusikakademie Rheinland-Pfalz. Somit ist die Anzahl an Zimmern und Betten noch einmal stark gestiegen und liegt nun bei einer Anzahl von 131 Betten in 52 Zimmern, erweiterbar mit Zustellbetten auf bis zu 145 Übernachtungsplätze. 

 

Das Meisterhaus 

Im Gegensatz zum Kurfürstlichen Schloss Engers, dessen Baugeschichte dank einer reichen Zahl an Zeugnissen lebendig wird, fehlen bisher für das vergleichsweise junge Bauwerk des so genannten Meisterhauses einschlägige Akten und Unterlagen. Nur wenige Quellen geben Auskunft über Bauzeit und erste Zweckbestimmung des Hauses, dies allerdings in weitgehender Übereinstimmung. In einer 1913 von Schellenberg, Oberleutnant im Infanterie-Regiment Hessen-Homburg und Inspektionsoffizier an der Kriegsschule bearbeiteten „Geschichte der Kriegsschule zur Feier ihres 50-jährigen Bestehens“, Berlin 1913, ist zu lesen: „Dicht oberhalb des Schlosses liegt das im Jahr 1902/1903 erbaute Lazarett mit seinen schönen hellen Krankenräumen. Außerdem wohnen hier der Adjutant, der Arzt, der Pförtner und die Wirtschafterin. Früher stand hier an derselben Stelle die sogenannte ‚alte Remise‘, die vor Eröffnung der Kriegsschule dem Schlosskastellan als Dienstwohnung angewiesen war. Von da ab entsprach ihre Einrichtung etwa der des heutigen Lazarettneubaus.“ ...„In den Jahren 1901/1903 ließ die preußische Domänenverwaltung (früher Hofmarschallamt), der Eigner des Grundstückes, die alten Stallgebäude abreißen. An ihre Stelle trat das im neobarocken Stil errichtete schmale, ursprünglich dreistöckige Gebäude. Noch heute hat das Gebäude sein Äußeres von 1903 behalten.“ 

1928 wurde das Haus von der St.-Josefs-Gesellschaft übernommen, in sechs Wohnungen aufgeteilt und von den Handwerksmeistern genutzt, die in den benachbarten Behindertenwerkstätten tätig waren. Seitdem trägt das Gebäude den Namen „Meisterhaus“. „Als die Josefs-Gesellschaft 1928 vom preußischen Staat außer dem Schloss noch 21 Parzellen aus der Flur 8 der Gemarkung Engers erwarb (Grundbuch Engers, Band 39, Blatt 1078 Amtsgericht Neuwied), beschrieb das Neuwieder Katasteramt das Gesamtanwesen (im Jahre 1930). Dabei hob es ab auf den Gebäudeversicherungswert und den Gebäudezustand und seine Nutzungsmöglichkeit. Es führte aus, nach seiner Schätzung sei das Schloss mit seinen 40 Räumen und 6 Kellerräumen etwa 170 Jahre alt. Das Wohnhaus der Meister, das 20 Räume, 2 Kammern und 5 Keller umfasse, sei etwa 30 Jahre alt.“...[3] Seine ursprüngliche Funktion übte das Meisterhaus noch einmal vorübergehend während des Zweiten Weltkrieges aus, wie aus einem Bericht des Malermeisters Mondorf über die Zeit des Beschusses von Engers im Jahre 1945 hervorgeht: "18.03. Die Nacht von Samstag zum Sonntag bringt neuen Kummer. Deutsche Pioniere haben einem Auftrag zufolge die Brücke sprengen wollen, die für eine Ponte von unseren Soldaten angelegt worden ist. Damals hatte sich ganz Engers über die Verletzung des Roten Kreuzes empört, denn die Brücke war ganz dicht am Lazarett, und unser Chefarzt hatte damals trotz Protestes beim Wehrkommando nichts erreicht. Die Sprengung hat dem danebenliegenden Meisterhaus mehr geschadet als der Brücke selbst, denn sie steht noch."[4]. Das Meisterhaus blieb bis zum heutigen Tag von gravierenden baulichen Eingriffen verschont. Aus diesem Grund, aber auch wegen seiner architektonischen Besonderheiten, wurde das Gebäude am 13. September 1995 unter Denkmalschutz gestellt. 

 

Schloss 

Das Schloss Engers wurde im Barock erbaut und sein Bauherr war der Trierer Kurfürst Johann Philipp von Walderdorff. Er nutze das Schloss als sein Jagd- und Lustschloss. Nach der Fertigstellung des Schlosses im Jahre 1764 verbrachte der Kurfürst oft nur wenige Wochen im Jahr im rokokostilgeprägten Schloss. Trotz dessen wurde es gerne als Anlaufstelle für Musiker und Künstler, die sich ebenfalls für die Jagd begeistern konnten, genutzt. Nach dem Überstehen der Franzosenkriege wurde es zu einer Kadett Akademie, also einer Bildungsanstalt, die junge Männer auch militärisch bildete und auf mögliche Kriege vorbereitete. Später diente das Schloss als Lazarett und danach als orthopädische Klinik. Durch die wenigen Schäden der Vergangenheit gleicht es auch heute nach kleinen Renovierungen noch dem Originalzustand. Heute beheimatet es neben der Landesmusikakademie auch die Villa Musica und wird nicht nur als Probenräumlichkeit und Konzertlocation, sondern auch als Unterkunft für Gäste genutzt.